Herrenmode im Wandel der Zeit
Nach dem Blogartikel über den Wandel von Damenmode kommt nun das Gegenstück zur Herrenmode im Wandel der Zeit.
Auch in diesem Artikel möchte ich dir erst mal einen schnellen Überblick geben, wie sich die Mode der Männer im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. Die Zeitangaben sind auch hier nur ein grober Richtwert, die Mode hat sich natürlich nach und nach verändert.
Von der Tunika zum Anzug
Den Wandel der Mode für Herren könnte man kurz damit zusammenfassen, dass sich die Kleidung ganz allmählich, aber kontinuierlich von der Tunika zum Überwerfen hin zum Anzug gewandelt hat. So ist das abgelaufen:
Antike 2000 v.Chr. – 600
Die Herren der Antike tragen je nach Reich und Stand ganz unterschiedliche Mode. Oft tatsächlich nur ein Tuch um die interessanten Stellen, teilweise schon Tuniken, oft auch asymmetrisch, nur über eine Schulter.
Was ich sehr interessant finde, ist dass man nicht sagen kann, dass es mehr Stoff gab, desto wohlhabender der Herr war. Natürlich war die die Kleidung dann prächtiger, aber laut dem Buch „Kostüm und Mode“ von John Peacock waren auch wohlhabende Herren anscheinend oft nur sehr leicht bekleidet.
Erst im alten Rom entwickelte sich offenbar ein Hang zu mehr Stoff und die Herren trugen wallende Gewänder. Je wohlhabender, desto wallender.
Als es so langsam aber sicher auf das Mittelalter zuging, kamen erste Tuniken und ähnliches auf.
Merkmale:
- Raffungen
- Drapierungen, gerne asymmetrisch über die Schulter
- teilweise kurze „Röckchen“ (drapierte, gewickelte Tücher und ähnliches)
Mittelalter 600 – 1400
Im Mittelalter trugen die Herren „Surcots“, „Bliauts“ und „Cotten“ .Mit diesen Begriffen kannst du nichts anfangen? Das sind praktisch alles Tuniken zum Überziehen. Die Pullover und T-Shirts des Mittelalters sozusagen.
Darunter wurden „Bruchen“ und „Beinlinge“ getragen. Bruchen sind ein wenig windelartig anmutende, weite Unterhosen und Beinlinge sind einzelne Hosenbeine, die an der Taille festgebunden waren. Ein bisschen wie Strapse eigentlich. 😉 Hier wird auch klar, warum man Hosen in der Mehrzahl sagen kann. Ursprünglich waren es einmal zwei einzelne Kleidungsstücke, für jedes Bein eines.
Gegen die Kälte wurden weite Umhänge in Kreisform und Gugeln (Kapuzen) getragen. Diese halten aus gewalkter Wolle tatsächlich sehr warm und trocken.
Merkmale:
- Tunken und ähnliches in unterschiedlichen Längen
- im Regelfall schmal Ärmel, beim Obergewand auch kürzere oder ärmellos
- einfache Schnitte ähnlich eines T-Shirts
Spätmittelalter
Im Spätmittelalter kamen zum ersten Mal Wämser auf, die vorne mit Knopfleisten verschlossen wurden und teilweise sehr figurbetont waren.
Merkmale:
- kurze Wämser
- Beinlinge
- Hüte und Gugeln
Renaissance 1400 – 1610
In der Renaissance trugen die Herren von Welt farbenfrohe, kurze Wämser. Gerne in Kombination mit einer kurzen Plunderhose unter der ebenso farbenfrohe Beinlinge getragen wurden. Die Kleidung war mit Vorliebe mit Längsstreifen verziert, auf denen oft kostbare Bordüren angebracht waren. Puffärmel kamen in Mode und in diese Zeit gehört auch die Schamkapsel. Ein ausgepolstertes Kleidungsstück, dass die Aufmerksamkeit ob man es will oder nicht auf die vordere Körpermitte des Herrens lenkt.
Merkmale:
- kurze Pumphosen
- farbenfroh
- Puffärmel
- Ärmelwülste
- kurze Wämser, meist bis zu Mitte des Oberschenkels
- Schamkapseln
Barock und Rokoko 1610 – 1790
im Barock liefen die puscheligen Puffärmel und Plunderhosen zunächst zur Höchstform auf um sich dann nach und nach in kleinen Schritten zum modernen Anzug zu entwickeln. Die Wämser entwickelten sich zu Jacken und die Hosen wurden langsam schmaler. Prachtvolle Verzierungen und bunte Farben blieben allerdings weiterhin en Vogue.
Merkmale:
- Entwicklung hin zur klassischen Jacke-Weste-Hemd-Hose-Kombi
- lange Gehröcke
- Kniebundhosen in Kombination mit Strümpfen und manchmal Gamaschen
- reichliche Verzierungen, mit Borten, Knöpfen und Stickereien
- übergroße und oft verzierte Knopflöcher
Empire 1790 -1825
In der Empirezeit wurden die Hosen lang und die Westen Kürzer. Auch die Jacken waren oft vorne kurz gehalten. Der Frack war geboren. Es erweckt den Anschein, als wollten die Herren die hohe Taillenlinie der Damen nachahmen.
Merkmale:
- erstmals lange, modern anmutende Hosen
- Kurze Westen bis zur Taille
- oft Fracks
- Zylinder und Bowler
Biedermeier und Zweites Rokoko 1825 – 1870
Die Herrengarderobe ähnelte mehr und mehr modernen Anzügen und wurde vielfältiger. Die lange Hose ist nun Alltag geworden und schöne, taillenbetonte Jacken kamen in Mode, die wir heute eher der Damenmode zuordnen würden. Auch Fracks blieben in Mode und zudem viele weitere Schnitte.
Merkmale:
- lange Hose, Hemd, Weste und Jacke
- verschiedenen Jackenformen
- weiterhin farbefroh, allerdings wurden die Farben zurückhaltender
- Zylinder und andere Hüte je nach Region
Viktorianische Zeit und Belle Epoque 1870 – 1920
Der Anzug, wie wir ihn heute kennen, mit Jacke und Hose aus dem selben Stoff kam auf. Bunte Farben gehörten der Vergangenheit an. Braun und grau wurden zu den dominierenden Farben. Die Herren trugen noch immer Hüte, ansonsten waren sie kaum noch Anzugträgern heutzutage zu unterscheiden.
Merkmale:
- Anzüge in gedeckten Farben
- Hüte
Seit dem wurde die Herrenmode immer legerer und Anzüge werden immer seltener getragen. in den 70er Jahren wurde die Herrenmode noch einmal richtig interessant mit Schlaghosen und Pullundern und hat sich seitdem endgültig in Richtung Jeans mit T-Shirt entwickelt.
Welche Epoche gefällt Dir am besten und warum? Schreib es in die Kommentare!
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