DIY Tutorial:

Flaschentasche ganz einfach selber nähen

– auch als absoluter Nähanfänger

 

Du kannst dich in diesen Tagen unter der Decke verkriechen oder aber du beschäftigst dich mit etwas sinnvollem und bastelst etwas für das nächste Larp, das ganz bestimmt ganz bald wieder kommt!

– Für alle, die noch nie von Larp gehört haben, sei hier erwähnt, dass es sich um Live Rollenspiel handelt, und was diesen Artikel betrifft um Fantasy Abenteuer Larp, was in einem mittelalterlichem Zeltlager auf der grünen Wiese stattfindet.  –

Leider werden in den Tavernen häufig moderne, ungetarnte Flaschen ausgegeben. Auch im Lager ist es oft praktisch, Wasser in Flaschen zu haben. Ich denke, wir brauchen nicht darüber zu diskutieren, dass die meisten dieser Flaschen nicht gerade förderlich für das Ambiente sind, um es freundlich auszudrücken.

Eine einfache Flaschentasche ist die Lösung. Sie kann passgenau für eine bestimmte Flasche sein oder aber einfach groß genug für eine handelsübliche, große Wasserflasche, diese kannst du dann auch problemlos für kleinere Flaschen in der Taverne verwenden.

 

Eine Flaschentasche kannst du auch als absoluter Nähanfänger ganz einfach selbst nähen (auch ohne Nähmaschine).

Hier die Anleitung mit und ohne Nähmaschine. Wenn du Fragen hast, oder etwas nicht verstehst, schreibe es mir einfach unten in die Kommentare.

Viel Spaß!

 

Material:

Was brauchst du?

  • Ein Reststück eher robusten, ambientetauglichen Stoff (vielleicht hast du auch was passendes zum upcyceln?)
  • Nähmaschine oder Handnähnadel
  • passendes Garn (zum Handnähen würde ich dir eher dickeres Garn empfehlen)
  • Schere zum Zuschneiden
  • Stecknadeln
  • Lineal
  • Geodreieck (falls nicht vorhanden, etwas rechtwinkliges, zb. ein Buch)
  • Zirkel, falls vorhanden
  • Schneiderkreide oder Bleistift

1. Zuschnitt:

Für eine große Flaschentasche brauchst du:

1 Stück  36 cm  x 50 cm

1 Kreis mit Radius 6,5 cm

(die Nahtzugaben sind bereits enthalten)

So geht der Zuschnitt:

Auf deinem Stoffstück kannst du (je nach Stoff besser oder schlechter) Linien erkennen. Diese sind wichtig, denn du solltest den Stoff unbedingt parallel zu diesen Linien zuschneiden (bzw. der Webkante, falls du ein vollständiges Stück Stoff hast), sonst verzieht sich alles und du machst dir das Leben unnötig schwer.

Falte den Stoff daher einmal an der Linie, so dass er gut 25 cm weit umgeschlagen ist:

Jetzt faltest du den Stoff nochmal in der Mitte so, dass er nun 4fach gefaltet ist:

Jetzt brauchst du deshalb nur noch jeweils das halbe Maß einzeichnen, also auf der einen Seite 25cm….:

und auf der anderen Seite 18 cm:

Jetzt zeichnest du die Linie schön im rechten Winkel ein. Normalerweise nimmt man Schneiderkreide, aber wenn du keine Schneiderkreide hast, kannst du auch jeden anderen Stift verwenden, da diese Kanten ja ohnehin abgeschnitten werden (dann musst du aber gleich ganz dolle aufpassen, dass du nicht schief wirst):

Überprüfe jetzt, ob du wirklich ein schönes Rechteck gezeichnet hast und korrigiere das Ganze, wenn nötig:

Wenn alles passt, kannst du jetzt schneiden. Bei einem festen Stoff, der nicht herumrutscht brauchst du nichts fixieren und kannst einfach drauf los schneiden:

Jetzt breitetest du den Rest des Stoffes wieder einfach aus (also ohne ihn zusammen zu falten):

Du brauchst jetzt einen Kreis mit einem Radius (halber Durchmesser) von 6,5 cm. Dies kannst du einfach, wie damals in der Schule mit einem Zirkel einzeichnen (den rosa Zirkel hab ich tatsächlich aus meiner Schulzeit)…….

oder wenn du keinen Zirkel hast, malst du einfach ein Kreuz in die Mitte…..

und malst den Kreis Stück für Stück darum. (mit dem Geodreieck oder einem Lineal):

Falls es mit dem Zirkel nicht klappt, dann schmeiß den Zirkel einfach wütend in die Ecke und mach es auch so 😉

Jetzt kannst du deinen Kreis ausschneiden:

Und schon bist du fertig mit dem Zuschnitt! 🙂

2. Nähen

Falte den Stoff einmal längs. Falls der Stoff eine schöne und eine hässliche Seite hat, dann zeigt die hässliche Seite nach außen.

Stecke nun den Stoff zusammen, wie du es auf dem Foto siehst. Wenn du Übung hast, brauchst du so etwas nicht mehr zu stecken, aber als Anfänger solltest du diesen Schritt nicht überspringen. Du wirst mit der Zeit ein Gefühl dafür bekommen, wann du weniger Nadeln brauchst.

Stelle deine Nähmaschine auf Geradstich (oder scrolle ein wenig weiter für die Anleitung zum Handnähen):

Jetzt nähst du mit einem cm Abstand zum Rand. Orientiere dich dabei an der Nähmaschine. Wichtig ist, dass du zu Beginn und am Ende der Naht ein paar Stiche hin und her nähst, damit die Naht gesichert ist. Wenn es dir schwer fällt, gerade zu nähen, dann lege besonderes Augenmerk auf das Ende, an das du den Bode nähen möchtest. Nähe hier gaaaaanz langsam und versuche zumindest für ein paar cm den Abstand von einem cm zum Rand einzuhalten, damit der Boden gut dran passt.

Über die Nadeln kannst du drüber nähen, aber bitte langsam und vorsichtig, damit die Nähnadel nicht bricht.

Jetzt ziehst du die Nadeln wieder raus und schneidest die Fäden ab:

Stelle nun deine Nähmaschine auf Zickzack-Stich ein. Auf dem Bild siehst du die Standardeinstellung meiner Maschine, wenn du dir unsicher bist, dann stelle deine Maschine auch so ein, für die meisten Stoffe ist das eine gute Stichlänge und -breite:

Auch beim Zickzackstich sicherst du die Naht am Anfang und Ende durch vor- und zurücknähen. Nähe den Zickzackstich so eng am Rand, wie du es dir zutraust:

Fäden abschneiden nicht vergessen:

Von Hand

Wenn du von Hand nähen möchtest, empfehle ich dir, ein eher dickeres Garn zu nehmen oder ein dünnes zumindest doppelt zu verwenden. Auf den Bildern siehtst du den Stich ca. einen halben cm von der Kante entfernt. Bedenke aber, dass im Schnitt 1 cm Nahtzugabe enthalten ist. Das ist wichtig, damit der Boden dran passt. Du kannst also die Nahtzugabe vorher zurückschneiden oder du machst den Stich einfach breiter.

Nähe zunächst 2 bis 3 mal auf derselben Stelle, bis der Faden fest ist, und sich nicht mehr herausziehen lässt.

Dann geht es los. Steche die Nadel von hinten eine Stich länge entfernt in die beiden Lagen ein. (Desto enger, desto fester, je nachdem, wie lang dein Geduldsfaden ist):

Es bildet sich eine Schlaufe, die sich um die Stoffkante legt und vor dem ausfransen schützt:

Jetzt stichst du rückwärts, also am Ende des letzen Stichs von oben wieder ein und an derselben Stelle wie beim letzten Schritt wieder aus:

Dann sieht das ganze so aus:

Ab jetzt wiederholt sich das ganze wieder. Also von hinten einstechen, so dass sich eine Schlaufe um die Kante bildet:

so sieht das dann aus:

Dann von oben zurück zum letzten Stich:

wieder von hinten um die Kante herum

und so weiter…

und so fort…. Wenn der Faden zu Ende ist oder du am Ende angekommen bist, sichert du einfach wieder in dem du ein paar Mal an derselben Stelle nähst.Wenn du einen neuen Faden startest, das selbe Spiel.

Jetzt wendest du den so entstanden Schlauch nach Außen:

Zum nähen gehört das Bügeln einfach dazu. Grundsätzlich solltest du jede Naht ausbügeln. Damit du keine Bügelfalte in deine Flaschentasche bügelst, lässt du sie wie auf dem Foto überstehen:

Jetzt bügelst du die Naht aus von vorne nach hinten:

3. Boden annähen

Jetzt steckst du den Boden am Schlauch fest. Dafür wendest du den Schlauch zunächst wieder zurück, so dass die Naht wieder nach außen zeigt:

Dann klappst du die Öffnung ein wenig auf:

Nun steckst du die Nadeln ungefähr (!) einen cm vom Rand entfernt ein. Dann ist es einfacher, denn der Kreis hat (wenn du ordentlich gemessen hast, 1 cm vom Rand entfernt den richtigen Umfang für den Schlauch

Arbeite dich Nadel für Nadel weiter:

Bis du den Boden rumdum angesteckt hast. Falls es am Ende nicht passt, ziehe nur so viele Nadeln wie nötig raus und korrigiere das Ganze. Das kann passieren, falls du vielleicht am Stoff gezogen hast. Bewahre einfach einen kühlen Kopf. 😉

Nun überprüfst du, ob die Rückseite fein aussieht und keine Fältchen oder ähnliches entstanden sind. Wenn doch, korrigiere die einzelnen Nadeln:

Jetzt darfst du den Boden endlich annähen. Bei diesem Projekt darfst du an einer beliebigen Stelle anfangen zu nähen. Vergess aber nicht die Naht zu sichern, auch wenn du am Schluss nochmal ein kleines Stück über den Anfang drüber nähst. Orientiere dich wieder an der Nahtzugabe, das heißt, nähe mit einem cm Abstand zum Rand:

Führe den Stoff sanft um die Rundung und überprüfe regelmäßig, ob sich an der Unterseite keine Fältchen oder ähnliches bilden. Nähe ganz langsam, das kann ein wenig tricky sein und es ist ja keine lange Naht. Und denk dran, es ist nur eine Flaschentasche! Wenn du das als Anfänger nicht wunderschön hinbekommst, ist das wirklich überhaupt nicht schlimm!

 

Am Schluss nähst du noch ein bisschen weiter über die Naht, damit du garantiert ganz außen rum bist. Sichere die Naht, in dem du ein paar Stiche hin und her nähst:

Jetzt ist es an der Zeit die Nadeln rauszuziehen:

Auch diese Naht will nun versäubert werden, damit sie nicht ausfranzt. Nähe also wieder möglichst weit außen im Zick-Zack-Stich einmal rundrum, wie schon beim Schlauch:

Und wieder Fäden abschneiden:

Jetzt darfst du die Tasche wenden:

Und was kommt jetzt? Bügeln natürlich. Wenn du kein Ärmelbrett hast, dann bügel die Naht einfach ein wenig, so gut es eben geht:

Hast du ein Ärmelbrett, dann darf dieses nun zum Einsatz kommen. Spanne die Tasche einfach darüber und schon kannst du die Naht ganz einfach ausbügeln:

4. Saum

Zu guter letzt heißt es noch, die Oberkante hübsch zu machen, also zu säumen. Dazu bügelst du die Kante zunächst um ungefähr 2 cm nach innen um. Wenn du perfektionistisch veranlagt bist, kannst du das auch abmessen. Du darfst es dir an dieser Stelle aber auch gerne einfach machen. Ich wiederhole mich: Es ist nur eine Flaschentasche:

 

 

Mache das rundrum:

So arbeite ich in so einem Fall am liebsten, auf dem überschlagenen Oberschenkel. Probier einfach aus, wie es für dich am angenehmsten ist:

Jetzt schlägst du die umgebügelte Kante zu Hälfte ein, bis zu dem Bügelknick:

und dann nochmal, der Saum ist jetzt 2-fach eingeschlagen (der Stoff ist also 3-lagig unter meinen Fingern):

Das ganze steckst du fest und zwar in dem Fall mit den Nadeln längs wie auf dem Bild. Achte auf die Richtung, in der ich die Nadel reingesteckt habe:

An der Nahtstelle wird es sehr hübsch, wenn du die Nadel genau in die Naht steckst. So ist das an dieser Stelle später genau übereinander:

Jetzt ist es wieder Zeit zum nähen und jetzt fängst du am besten kurz an der Nahtstelle an. Vergesse nicht, hin und her zu nähen:

Nähe möglichst nah an der Kante (also innen, da wo auf dem Foto die Nadeln stecken) und ziehe die Nadeln immer kurz vorher raus:

 

Stop – Nadel raus –

 

-weiternähen

Am Ende sicherst du die Naht nochmal, in dem du hin und her nähst.

 

Von Hand

Wenn du den Saum von Hand nähst, stecke ihn ebenfalls vorher ein wenig fest. Genäht wird, im Gegensatz zur Maschine von Aussen (von der schönen Seite her. Nähe zwei bis 3 Stiche an der selben Stelle um den Faden zu sichern, bis er sich nicht mehr herausziehen lässt.

Dann geht´s los.

Du stichst von unten her eine Stichlänge weiter und anschließend von oben Rückwärst wieder zum letzten Stich zurück. Das war es schon:

 

 

Ist deine Tasche jetzt fertig? Nein! Denn am Schluss kommt kommt nochmal bügeln. Bügle den Saum schön platt und bügle deine (jetzt vermutlich sehr verkrumpelte) Tasche schön glatt. Jetzt darfst du übers ganze Gesicht strahlen und laut und hell rufen „Fertig“! So mache ich das jedenfalls immer. 😉

 

In der Taverne kannst du einfach den Rand überklappen lassen:

 

Oder gerade im Lager sieht es auch sehr hübsch aus, wenn du die Flasche Hals mit einem Band zubindest:

 

Wie hat dir das Tutorial gefallen? Es ist das erste mal, dass ich schriftlich das Nähen erklärt habe und ich brenne auf dein Feedback. Schreib mir gerne in die Kommentare deine Rückfragen, Anmerkungen, und was du gut und schlecht fandest oder falls etwas schwer verständlich war.